Donnerstag, 1. Juli 2010

Das Paket....

Heute will ich mich nun nach mehreren Enttäuschungen in Zusammenarbeit mit der russischen Post zum besagten Thema äußern, da ich das Ufaer Postamt regelmäßig mit Depressionen verlasse, wenn ich mal wieder seinen Dienst in Anspruch nehmen wollte, der Dienst allerdings meinen Ansprüchen, wie immer, NICHT gerecht wurde... Dies reicht von meiner ersten Postkarten-Aktion letzten Sommer, während des Austausches, als ich lernte, dass man eine Postkarte in einem Briefumschlag abschickt, über viele verwunderte Blicke und unhöfliche Missachtung, wie ich nur auf die Idee komme, etwas ins Ausland zu schicken, über das Paket mit meinen Sommersachen, welches ich nach 6-wöchiger Wartezeit gegen Vorlage meines Passes und gefühlter 100 Unterschriften entgegennehmen durfte, über Julias grünen Umschlag, den sie so einfach nicht verschicken durfte, ebenso wie den Umschlag mit dem daraufgemalten Schweinchen, bis hin zu dem 18,2kg-Paket (mit all den Sachen, die ich in Australien und hier nicht mehr brauche), das ich gestern versuchte, nach Hause zu schicken.











Alles begann damit, dass ich ja in die deutsche WG umgezogen bin, um bei Aliya, meiner depressiven und ordnungsscheuen Vermieterin das Feld zu räumen. Ich fuhr von der Arbeit nach Hause und Tobi kam, um mir zu helfen. Wir bestellten ein Taxi, um mit meinem Koffer, Trekkingrucksack, Handtasche, Paket, Matratzenauflieger und Ukulele drei Straßen weiter zur WG zu fahren. Dort gibt es zwar gleich unten am Block auch ein kleines Postamt, es hatte aber bereits seit 19 Uhr geschlossen. Also stiegen wir in den Bus und fuhren zum Hauptpostamt in der Leninstraße 28 im Stadtzentrum. Als wir das Gebäude betraten, hatte ich plötzlich so ein komisches Bauchgefühl, dass irgendetwas wieder schief gehen würde. Ich hatte aber die Sachen in dem braunen Karton verpackt, den mir meine Eltern auch schon im März geschickt hatten. "Also," dachte ich mir, "sollte es ja keine Probleme geben." ...

Es fing an wie immer: Wir gingen zum Schalter und ich sagte "Здравствуйте" ("Guten Tag") zu der Dame, die in Ruhe weiter auf ihrem Taschenrechner herumtippte, mich keines Blickes würdigte, mich dann aber nach meinem zweiten, eindringlicheren "Здравствуйте" genervt anschaute und antwortete: "Ich höre?"
Zu diesem Zeitpunkt  wollten ihr meine Emotionen schon das erste Mal ins Gesicht boxen. Aber ich beruhigte den  kleinen cholerischen Mann in meinem Kopf und sagte ihr, dass ich gern dieses ca. 18kg schwere Paket nach Deutschland schicken würde.
Nach kurzer Zeit wurde klar, dass sie das Paket so nicht annehmen würde, da es zu groß sei und ein weißer Sack um das Paket fehlte.

Hier die Konversation:
Ich: "Und warum muss da ein weißer Sack drum? Ich habe das Paket doch auch so, wie es ist, aus Deutschland hierher geschickt bekommen."
Sie: "Na, so ist das eben hier in Russland."
Ich: "Aha, haben Sie solche Säcke hier?"
Sie: "Ja, kostet 146 Rubel (3,74€)."
Wir zogen den Sack mit aller Mühe über das Paket, aber oben reichte der Stoff nicht, um den Sack zuzuschnüren. Sie stand mit einem fiesen Grinsen da und beobachtete uns, schüttelte dann mit dem Kopf und sagte, dass es so nicht ginge.
Ich: "Haben Sie noch größere Säcke?"
Sie: "Nein."
Ich: "Und welche anderen Möglichkeiten habe ich jetzt?"
Sie: "Sie können so einen Sack im Geschäft bestellen und morgen mit dem Paket wiederkommen."
Ich: "Also,  ich sag Ihnen das jetzt gleich schon mal vorneweg, damit Sie es wissen: Ich fahre heute mit dem Paket nirgendwo mehr hin! Das wird heute abgeschickt. Sie arbeiten doch hier, also helfen Sie mir jetzt bitte, das ist Ihre Aufgabe!"
Nach einer Weile des Überlegens antwortete sie: "Na, wir haben da noch diese blauen Postkartons, da können Sie einen kaufen und es damit ohne Sack abschicken."
Ich: "Ist das der größte, den Sie haben? Der ist ja offensichtlich zu klein, wie Sie sehen!"

Mit den Menschen im russischen Postamt MUSS man so reden, um sie aus ihrem Alltags-Unfreundlichkeits-und-nicht-Hilfbereitschafts-Trott aufzuwecken. Das habe ich in Russland bereits gelernt: Wenn man etwas möchte, muss man hartnäckig sein und den Servicekräften ein bisschen auf die Nerven gehen.

Tobi: "Kostet es denn genauso viel, wenn man die 18,2kg auf zwei solcher Pakete verteilt und sie dann nach Deutschland schickt?"
Sie: "Ja, wahrscheinlich."
Ich: "Was heißt hier wahrscheinlich? Ja oder nein?"
Sie: "Das sehen wir erst, wenn wir die Pakete dann wiegen." (Komisch! Ich bin vor ein paar Wochen zum exakt gleichen Schalter gegangen und habe gefragt, wie viel ein 20kg-Paket nach Deutschland kostet. Man tippte die Berechnungen in den Computer ein und sagte mir einen Preis.)
Sie: "Naja, oder Sie können auch das Paket, so wie es ist, da drüben an dem Spezial-Schalter ohne Sack abschicken, aber da kostet es mehr."

Man berechnete mir einen Preis und es handelte sich um sagenhafte 6500 Rubel, das sind 166,48€!!!! Ich schluckte kurz und entschied mich dann kleinlaut für die zwei blauen Postkartons. Was an diesen nun anders sein sollte als an meinem braunen Karton, verstand ich zwar nicht, aber ich hatte ja keine andere Wahl.













Wir packten meinen ganzen Kram (übrigens hätte es sich nicht gelohnt, die Sachen wegzuschmeißen, Mutti, weil selbst mein Langenscheidts-Wörterbuch allein schon 33€ wert ist!) in die zwei Kartons um und dann eröffnete mir die Dame, dass ich doch bitte für jedes Paket jeweils einen Zettel mit Adresse des Absenders und des Empfängers und jeweils 4 Zettel mit den Adressen, den Dingen, die im Paket sind, sowie der Anzahl, der einzelnen Gewichtsangaben (also zum Beispiel 1,2kg Schuhe) und deren Wert, sowie Datum und Unterschrift ausfüllen möge!!! Ich schaute auf meine Uhr, es war 21Uhr und fragte sie: "Sie haben bis 22 Uhr offen, ja?" Das war das erste Mal, dass sie lachte und in meinen Sarkasmus mit einstieg. Also saß ich am Tisch und füllte, als hätte ich nichts anderes zu tun, ZEHN Zettel aus, während Tobi sie alle kontrollierte und mich auf Fehler bei Postleitzahlen sowie vergessene Hausnummern hinwies. Hier ein Exemplar solch eines Zettels, welchen ich völlig verunstaltet und daher als Andenken mit nach Hause genommen habe. Ich war nach dem ganzen Ausfüllen schon so GAGA, dass ich hier beim Empfänger die deutsche Postleitzahl, aber bei der Stadt "Ufa" hinschrieb und beim Land: "Россия/Germany"....
Nachdem ich meine Arbeit verrichtet hatte, klebte die Dame die Kartons mit baschkirischem Klebeband zu, und zwar mit einer beachtlichen Technik, zumindest DAS konnte sie gut...Dann musste ich sage und schreibe 80€ (ich mag gar nicht mehr darüber nachdenken!) für diese zwei Pakete inklusive Kartons, Klebeband und...DAS finde ich eine absolute Frechheit: 1,88€ Servicegebühr bezahlen!!!!
Wie lange es wohl dauert, bis die Pakete die Weiten Russlands durchquert, den Zoll überstanden und mein zu Hause erreicht haben, steht noch in den Sternen. Ich rechne großzügig mit 8 Wochen und bin einfach nur froh, den Kram loszusein! Wir haben insgesamt 1 1/4 Stunden auf der Post verbracht und gönnten uns dann bei der Ankunft in meinem neuen zu Hause für die letzten 4 Wochen hier in Ufa noch ein paar Pjelmeni, um die erneute Peinigung auf dem russischen Postamt in Ufa zu verkraften und verarbeiten...

2 Kommentare:

  1. Die haben doch irgendwie einen an der Waffel die Russen... am besten finde ich immer noch die Auskunft zum Preis. Ist wahrscheinlich genauso teuer! Das ist genau die Antwort, die man hören will ;-)
    Aber sei froh, dass du das Packet los bist. Hat doch alles geklappt. *gg*
    Überigens hätte dich ein 18,2km Packet von Australien $440 (also 310€!) gekostet! Demzufoge war es doch ein Schnäppchen..

    AntwortenLöschen
  2. genau, ein echtes schnäppchen! überleg mal, was du bezahlst, wenn du es mit dem flugzeug mitgenommen hättest....hihi..:)
    wenn es dich beruhigt: deine winterjacke ist auf jeden fall angekommen und liegt jetzt auf meinem schrank:)

    AntwortenLöschen