Sonntag, 30. Mai 2010

Sieht komisch aus...ist aber so!

Die Russisch Lesenden unter euch können sicher erkennen, um welch besondere Käsesorte es sich hier handelt!!! :-)
 Und mich fragen die Russen immer, welche Bedeutung mein Nachnahme hat, weil jeder russische Name angeblich eine Bedeutung hat...Ist doch völlig klar oder? :-)

Montag, 24. Mai 2010

Mayas Geburtstagswochenende auf der Datsche

Meine russische Freundin Maya, bei der Stefan und ich letzten Sommer während des Austausches gewohnt haben, hat mich letztes Wochenende zu ihrem Geburtstag auf die "Datsche" ihrer Eltern ins ca. 100km entfernte Dorf "Krasny Klutsh" eingeladen! Es sollte ursprünglich Freitag früh losgehen, dann rief sie mich Donnerstag an und bat mich, Freitag Mittag gegen 13 Uhr zu ihr zu kommen. Typisch russisch eben. Als ich ankam...in Tschernikovka...am anderen Ende der Stadt...gratulierte ich Maya erstmal zum Geburtstag und es gab erstmal ein paar Pjelmeni und ein Glas Sekt zum Anstoßen. Dann bereiteten wir das Schaschlik für den Abend im Garten vor. Bulat, ein guter Freund von Maya legte es in einer, wie sich später herausstellte, herrlichen Marinade ein und presste dann einen Deckel darauf. Als er meinen ungläubigen Blick sah, meinte er mit einem breiten Grinsen und russischem Akzent: "Russian Technology!" :-)
 








Gegen 17 Uhr trudelten dann so langsam Mayas andere Freunde ein, ein paar Jungs gingen noch ins Geschäft, um frische Lebensmittel zu kaufen und dann ging es 18 Uhr zu zehnt in zwei kleinen LADAs los! Maya hatte mir vorher am Telefon gesagt, dass wir ca. 40 Minuten bis zur Datsche brauchen würden....Wir kamen, typisch russisch, grob über den Daumen gepeilt, nach 2 Stunden Fahrzeit an! :-) Es war herrlich, wieder mal aus der Stadt herauszukommen. Auf der Fahrt hatte ich schon die Natur beim aus dem Fenster Schauen genossen und jetzt waren wir da, im Dörfchen, das an der "Roten Quelle" liegt, die Quelle, wo das saubere und leckere "Красный ключ"-Wasser gewonnen, in Flaschen gefüllt und dann nach Ufa in die Supermärkte transportiert wird. Es ist das preisgünstigste Wasser hier und auch das einzige wohlschmeckende!

Zunächst aber musste das über 100 Jahre alte Holzhäuschen, welches Mayas Oma gekauft und dann an Mayas Eltern weitergegeben hatte, gesäubert werden, weil über den Winter niemand da gewesen war. Danach begannen die Jungs schon, das Schaschlik auf dem Grill zu braten und wir Mädchen schnippelten, wie es sich nach der russischen Geschlechter-Rollenverteilung gehört, das Gemüse für die Salate, als plötzlich jemand fragte: "Wo sind eigentlich die zwei großen Tüten mit der Wurst und dem Wodka?" Großes Chaos und hysterisches Geschrei brach aus. Während die Russen voller Angst vor einem nüchternen Geburtstagsabend die Autos und alle mitgebrachten Tüten durchsuchten, schnitt ich weiter die Gurken und stellte mich schonmal in aller Ruhe auf ein Orangensaft-Fest ein...ist doch auch schön!!! :-) So sahen das die Russen aber ganz und gar nicht und als uns wieder einfiel, dass man die zwei besagten Tüten nach dem Einkauf in Mayas Zimmer abgestellt hatte, um Platz im Flur zu machen, wurde uns alles klar...Es war nur das im Auto gelandet, was auch im Flur stand! Und so wurde mit der Begründung, dass man ja einen Geburtstag in Russland unmöglich ohne Wodka feiern kann und dass der kleine Dorfladen nur schlechten Wodka und keine Wurst und Brot verkaufte, ganz selbstverständlich entschieden, dass zwei der jungen Männer zurück zu Mayas Eltern fahren, um die wertvollen Party-Utensilien zu holen. Sie fuhren um 21 Uhr los!









Also schlossen wir die Datsche ab und machten einen wunderschönen Spaziergang bei Sonnenuntergang bis zur roten Quelle, wo...Überraschung (!) das Wasser türkisblau war! Warum man die Quelle rot nennt, weiß ich auch nicht!









Sie hat ihren Ursprung im Südural und gilt als die Quelle mit der zweitgrößten Durchlaufmenge in Europa (14,88 m³/sek) und die Wassertemperatur bleibt das ganze Jahr über bei +5°C. Man kann direkt aus dem Fluss bei dem Boot (rechts) trinken, was mir noch leckerer und sauberer als in der Flasche erschien und Mayas Freundin Katya sagte mir, wenn man sich mit dem Quellwasser das Gesicht benetzt, darf man sich etwas wünschen. :-) Ach, ich liebe sie einfach, diese vielen kleinen russischen Geschichtchen! Als wir jedenfalls gegen 23.30 Uhr wieder zurück zur Datsche kamen und es übrigens immer noch am Dämmern war (Es ist einfach der Wahnsinn, wie lange es jetzt hier hell ist und es ist noch nicht einmal Juni!), kamen auch die beiden Jungs Bulat und Rustik mit dem Wodka, der Wurst, dem Brot, der Mayonaise und dem Ketchup an! Ihr merkt schon, wir hatten irgendwie all das zu Hause gelassen, was ungesund ist!










Na, die Freude war jedenfalls groß und so begann um halb 12 abends das eigentliche Geburtstagsfest! Es wurden Toasts ohne Ende gesprochen, alle zu Ehren Mayas! Ich muss sagen, ich bin einfach supergerne mit ihr und ihren Freunden zusammen, weil sie so herzlich sind und mich voll und ganz akzeptieren und mir auch zuhören und mich etwas fragen, statt mich zu ignorieren, was ja einfacher wäre, da  es natürlich anstrengend ist, sich mit jemandem zu unterhalten, der der Sprache nicht ganz mächtig ist! Aber im Gegenteil, es hilft mir extrem, wenn ich mal alleine unter Russen bin und mir keiner helfen kann, sondern ich mich selbst ausdrücken muss! Da bin ich plötzlich zu fließenden Gesprächen auf Russisch fähig und schäme mich auch nicht für Fehler, die dadurch wiederum umso seltener passieren!










Wir hatten wirklich einen Heidenspaß und Mayas Kumpel Sagit, den Stefan und ich schon letzten Sommer kennengelernt hatten, spielte Gitarre und sang wie ein echter Rockstar! Mayas Freunde waren alle gut drauf und als ich mir gerade ein Stück Brot nahm, sagte Bulat zu mir: "Sag mal Maren, bist du zum Wodka trinken gekommen, oder zum Schnittchen essen?" Die Runde gröhlte vor Lachen und es folgten noch mehr dieser Sprüche! :-) Es dauerte allerdings nicht lang, bis mich die Müdigkeit von der Woche überfiel, bevor der Wodka überhaupt irgendwie seine Wirkung zeigen konnte! Kurz gesagt, ich trank 4 oder 5 Runden mit, war noch nicht einmal angeheitert, aber schlief vor Erschöpfung am Lagerfeuer ein, zu welchem wir von drinnen umgesiedelt waren. Und so ging ich gegen 3 Uhr nachts ins Bett! Die anderen legten sich um 4 Uhr und die drei letzten (Maya, ihr Freund Sasha und Sagit) um 7 Uhr morgens zur Ruhe! :-) Als ich gegen mittag wieder aufwachte, war natürlich noch alles am Schlafen und so setzte ich mich vors Häuschen auf die Holzbank in die Sonne! Als 2 Stunden später dann alle auferstanden waren, wurde erstmal in aller Ruhe das restliche Schaschlikfleisch als "Frühstück am Nachmittag" gegrillt und wieder baute Maya ein kleines meisterliches "Büffet" auf! Lecker!!!!! Mhm! Schon das dritte Mal richtiges Fleisch innerhalb von einer Woche! Große Freude auf meiner Seite!!!









Es war sehr warm, obwohl wir uns in den Bergen befanden, aber ich konnte tatsächlich in meiner kurzen Hose herumlaufen. Einige "knallten" sich in die Sonne und da ich weiß, dass mir das mit meiner hellen Haut nicht gut tut und mein Bauch furchtbar voll war und nach Bewegung schrie, entschied ich mich, mit Katya, Bulat und Sergej noch einen Spaziergang zu unternehmen!
Es war toll! Ich sah viele interessante Sachen. Bulat erklärte mir, dass der rote Stern an einem Wohnhaus bedeutet, dass dort ein Kriegsveteran wohnt. Sie stellten mir viele Fragen über Deutschland und zeitweise hatte ich auch das Gefühl, dass meine "Sprachbehinderung" gleichzeitig einen etwas dümmlichen Charakter vermittelte, als sie mir so viele Dinge erzählen oder erklären wollten, die ich doch aber schon weiß und auch verstehe!!! :-) Es war auf jeden Fall lieb gemeint und ich weiß selbst, wie schwer es ist, einen Ausländer mit Akzent für intelligent zu halten! Ganz besonders witzig ist es aber, dass die drei, die ja noch nie in Deutschland waren, doch recht festgesetzte und vorgefertigte Meinungen von Deutschland haben...nicht einmal die üblichen wie zum Beispiel Lederhosen, Bier und Oktoberfest, sondern solche, dass die deutsche Natur nicht so schön sei wie die russische, dass bei den Deutschen alles verboten sei und ihre Sprache hart und abgehackt klingt. Dabei unterscheidet sich meiner Meinung nach die russische Natur nicht  sehr stark von der deutschen, sondern in Russland ist es in der Natur einfach nur einsamer, weil auf der gesamten Fläche von 17.075.400 km² nur 142,4 Mio. Menschen leben (Bevölkerungsdichte: 9 Einwohner pro km²), während wir in Deutschland mit 357.111,91 km² und 81,835 Mio. Menschen eine Bevölkerungsdichte von 229 Einwohnern pro km² haben! Ist das nicht Wahnsinn??? Außerdem finde ich, dass in Russland viel zu viel erlaubt ist! Ich sah einen ca. 10-jährigen Jungen mit einem Moped durch die Gegend fahren und nach dem Zelten verbrennen alle Russen ihren Müll (darunter hochgiftige Plastikflaschen) im Lagerfeuer. Auf den Straßen gibt es im Winter keine Straßenmarkierungen, so dass jeder fährt, wie er will und die Kinder in der Wohnung über mir höre ich jeden Abend noch weit nach 23 Uhr herumtollen und spielen, obwohl sie am nächsten Tag in die Schule müssen! Ich genieße recht oft die Gelassenheit und Ruhe der Russen, aber mir fehlt trotzdem die deutsche Ordnung und Sauberkeit sowie ein paar mehr Regeln! Wir hatten jedenfalls ein paar sehr interessante Gespräche, kultureller Austausch sozusagen!







Eine Gartenmauer, die nur aus Limonaden- und Bierflaschen gemacht war! Und der Lada wirkt einfach wunderbar in diesem kleinen Dörfchen, dass sich scheinbar am Ende der Welt befindet! Gegen 7 Uhr abends machten wir uns erholt und fröhlich auf den Heimweg.
Als wir dann 2 Stunden später zurück nach Ufa kamen, dachte ich, ich würde jetzt mein Zeug nehmen und mich auf die 1-stündige Reise aus Tschernikovka zu mir nach Zeljonaya Rosha machen, aber falsch gedacht: Es wurde noch eine gewaltige Aftershow-Party bei Mayas Oma gefeiert, noch einmal Geburtstagsessen bei der Familie, wo ich sozusagen Special-Ehrengast zu sein schien! :-) Der Tisch war voll mit Manty (eins der ersten Gerichte, welches Stefan und ich letzten Sommer hier gegessen haben: ca. 10 cm große Teigtaschen gefüllt mit Fleisch, Kartoffeln und zerlaufener Butter, von denen ich ca. 9 Stück aß, nachdem Mayas Oma zu mir gesagt hatte: "Iss, Mädchen, Manty gibts nicht jeden Tag!"), Gemüse, Wein, Sekt, Kaviar-Schnittchen und natürlich Wodka! 
Es ist sooo toll, weil ich mich jetzt mit ihnen endlich richtig unterhalten kann und mir auch jeder zuhört, wenn ich mal was sage und ich nicht dauernd nach Worten suche, sondern es einfach klappt, wenn ich einmal im Flow bin. Maya und ihre Familie lieben mich und Fehler sind egal! Sie loben mich die ganze Zeit für mein Russisch…ich meine, ich weiß, dass sie übertreiben und ich noch viel lernen muss, aber sie geben mir damit ein unglaublich gutes Gefühl und Selbstbewusstsein!!! Ich bin jetzt endlich an einem Punkt angelangt, wo ich das erste Mal mit meinen Fortschritten richtig zufrieden bin und mich auch stolz fühle und richtig motiviert bin, es, so gut es geht, bis Ende Juli noch zu verbessern!
Was ich jedenfalls denke, ist, dass Maya, auch wenn sie sich selten meldet, eigentlich die ehrlichste und ernsthafteste und herzlichste Freundin ist, die ich hier habe! Sie ist die einzige, die mir wirklich interessiert zuhört, wenn ich über meine Gefühle spreche.  Und das habe ich ihr dann auch bei meinem allerersten selbstgesprochenen Toast auf Russisch gesagt! Ich bin stolz auf mich, denn ein russischer Toast, das ist nicht leicht, weil es spontan und von Herzen und mit guter Wortwahl kommen muss! :-)
Ein hervorragendes Wochenende!!!

Donnerstag, 20. Mai 2010

FLEISCH!!!!

Am Sonntag habe ich mir übrigens nach zwei schönen Tagen des im Gras am Ufer der Belaya in der Sonne Liegens mit Franzi dann abends dort in einem der Cafés ein geiles Schaschlik gegönnt. Franzi hatte Pilzschaschlick und ich Fleisch mit Fleisch und Zwiebeln und Fladenbrot "Lavash"! Das hat mich noch den ganzen Abend froh gemacht!!! :-)

Donnerstag, 13. Mai 2010

Wochenende in Kazan Teil 3

Am Montag morgen standen wir gegen 6.45 Uhr morgens schon wieder auf und uns eröffnete sich in Ilias' Garten dieser tolle Anblick! Schade, dass wir wirklich nur schnell dort geschlafen haben und das Flair der Datsche nicht genießen konnten!
 Es gab natürlich auch eine Toilette (Bild rechts) und eine Dusche (Bild links)!!!
Als wir auferstanden waren, führte uns Ilias aus der Gartensiedlung zurück zur Hauptstraße, wo auf Franzi, Julia und Roman schon ein Taxi wartete, welches sie zu einem Freund von Ilias fahren sollte, der zufällig an diesem Tag nach Ufa zurückfuhr. Ich hatte ja noch einen Tag länger Zeit und so zeigte er mir, mit welchem Bus ich in die Stadt fahren könnte. Unterwegs lernte ich endlich die korrekte Aussprache des Wortes "Bushaltestelle" auf Tatarisch, welches ich schon so oft geschrieben gesehen hatte. Es heißt nämlich "Tuktalesche" und wenn die Bushaltestelle einen Straßennamen trägt, dann zum Beispiel "Lenin Uramy Tuktalesche"! :-) Hihi! Ist schon sehr interessant, aber die Sprache wird mir wohl trotzdem immer unerkärlich bleiben. Im Stadtzentrum angekommen (wieder mal 8 Uhr morgens) setzte ich mich erst einmal auf eine Bank, machte mir die Haare und schminkte mich. Das ist ja in Russland völlig normal, dies in der Öffentlichkeit zu tun! :-) Dann machte ich mich auf, die Sehenswürdigkeiten auf meiner Liste anzuschauen, die wir am Tag vorher noch nicht angesteuert hatten. Ich lief los und genoss zunächst die Stadtimpressionen und ihre wunderschöne Architektur!


 
Um 9.30 Uhr machte die Touristeninformation auf, wo ich mir kostenlos einen Stadtplan holte, gleich nebenan fand sich ein wunderschöner Souvenirladen. Dort kam ich mit den beiden Verkäuferinnen ins Gespräch...wenn ich alleine bin, klappt es immer viel besser mit dem Russisch, weil ich dann eben auf mich allein gestellt bin und mich nicht unterbewusst auf Franzi oder Roman verlasse! Das Gepräch war jedenfalls so nett, dass sie mir weiterhin alles Gute wünschten und mich noch fast umarmt hätten! Ich sage es ja: Die Russen sind unfreundlich, aber eben nur solange, bis man einmal kurz ins Gespräch gekommen ist, dann drehen sie sich um 180° und finden dich interessant und wollen unbedingt mit dir reden! Ich habe mir dort jedenfalls einen Ring mit einer arabischen Inschrift gekauft, da ich ja schon vor einem Jahr meinen Lieblingsring im Garten meiner beiden Babysittermädchen beim Spielen verloren habe! Dieser Ring gefiel mir so gut und ich hatte mich ja schon irgendwie ein wenig verzaubern lassen vom Religionenreichtum in Kazan, so dass ich ihn als Schmuckstück und auch als Andenken an die Atmosphäre von "Kazan - der Stadt des Islam" kaufte! :-)
Als nächstes ging ich zur orthodoxen Peter-Paul-Kathedrale! 

Ein wunderschönes Bauwerk, bunt verziert mit Blumen und Ornamenten, welches man aus allen möglichen Winkeln der Stadt über den Dächern hervorragen sieht!!! Die Kathedrale ist im Barockstil erbaut und soll an einen Besuch von Zar Peter dem Großen in der Wolgastadt erinnern.

Ich ging hinein und hatte nun alleine auch die Zeit, solange zu bleiben, wie ich wollte. Ich bin nämlich eigentlich kein Fan vom nur kurz in die Kirche gehen, damit man es mal gesehen hat. Ich setze mich dann gern hin und gucke einfach nur! Als ich wieder herauskam, fragte ich ein Pärchen, ob sie ein Foto von mir vor dem verzierten Fenster machen könnten. Sie verstanden mich nicht (das ist mir zum ersten Mal seit 3 Monaten passiert, dass ich jemanden auf der Straße auf Englisch statt auf Russisch ansprechen musste, um mich zu verständigen!) und es stellte sich heraus, dass er aus Australien und sie aus Frankreich war! So unterhielten wir uns kurz, ich erzählte, dass ich im August nach Australien fliegen würde und sie waren sofort begeistert. 

Ich hätte ein Foto mit ihnen zusammen machen sollen! Aber daran habe ich in dem Moment nicht gedacht. Echt nette Leute!
Ich schlenderte zum Kreml und wurde langsam fußlahm, nachdem ich ja zwei sehr kurze Nächte hinter mir hatte! Und so setzte ich mich neben der Kul-Sharif-Moschee in den Schatten und GUCKTE... :-) Ihr merkt schon, dass Sitzen und einfach nur Gucken eine meiner Lieblingsbeschäftigungen als Touristin ist. :-) Aber ich konnte in der prallen Sonne selbst beim Laufen die Augen nicht mehr offen halten. Später gönnte ich mir dann ein Pjelmeni-Mittagessen im Pjelmeni-Haus auf der Uliza Baumana und zum Nachtisch ein Eis, mit dem ich dann durch die Straßen schlenderte. Ich besuchte auch die deutsche Evangelisch-Lutheranische Kirche, von der ich gelesen hatte, fand jedoch (irgendwie war das alles sehr seltsam) keinen Eingang in das Gotteshaus! So genoss ich es einfach nur, durch die Stadt zu spazieren und ließ mich dann mit meiner Picknickdecke (die   ich klugerweise mithatte) im "Парк чёрного озера" (Park des schwarzen Sees) im Gras nieder, wo ich die frische Luft genoss, ein bisschen las, döste, Postkarten schrieb und mich mit einem kleinen, ca. 3-jährigen Jungen unterhielt, der zu mir kam und mir sagte: "Mein kirchlicher Name ist Djodji. Und wer bist du?" :-) Ich musste so schmunzeln, weil so ein erwachsen klingender Spruch überhaupt nicht zu so einem kleinen Jungen passte, aber das ganze Thema mit den Religionen in der Stadt Kazan irgendwie noch abrundete!!!
Um halb 7 begab ich mich dann langsam in Richtung Bahnhof, wo um 19.50 mein Nachtzug nach Yanaul fahren sollte. Auf dem Weg versorgte ich mich noch mit ein paar Leckereien für den Zug und dann ging es los. Im Zug drängelte sich dann noch ein Mann zu meiner Matratze, der mir mein Bett bezog, weil er meinte, das könne man sich ja nicht mit ansehen und er sei in der Armee gewesen und zeigt mir jetzt mal, wie das richtig geht! Ich war etwas verwundert, drückte ihm gegenüber auch meinen Unmut aus und auch die anderen Fahrgäste staunten nicht schlecht. Naja, dann legte ich mich hin und um 4 Uhr morgens kam ich Yanaul an, wo ich versuchte, möglichst wenig aufzuwachen, um mir schnell ein Busticket zu kaufen und dann 30 Minuten später im Bus nach Ufa weiterzudösen. Allerdings gab es am Schalter eine böse Überraschung: Die Dame informierte mich nämlich, dass es keine Tickets mehr gäbe und ich erst in 4 Stunden fahren könnte. Ich kaufte mein Ticket, setzte mich ersteinmal auf die Bank gegenüber des Schalters und mir drohten die Tränen zu laufen, aus Müdigkeit, Erschöpfung und Verzweiflung. Dann dachte ich mir "Ach egal, wer dich jetzt sieht, es kennt dich sowieso keiner und hier liegen auch andere Menschen und schlafen" und holte meine Decke heraus, legte mich darauf und schlief noch einmal tief und fest 3 1/2 Stunden mit dem Kopf auf dem Rucksack, mit Hintergrundgeräuschen und Bahnhofsansagen aller 10 Minuten! Es hat mich alles nicht mehr gestört! Ich war im Land der Träume! :-) Es kam  der Bus, ich stieg ein, neben mir eine total nette Weißrussin, die sich mit mir unterhielt und die Fahrt nach Ufa dauerte noch einmal 4 1/2 Stunden statt der angegebenen 2! So war ich um 15 Uhr am nördlichen Busbahnhof in Ufa (nicht am südlichen!!!), welcher noch hinter Tschernikovka liegt und ich brauchte somit noch eine weitere Stunde, bis ich endlich zu Hause war!!!! Oh mein Gott! Die Hin- und Rückfahrt war tatsächlich eine echte Strapaze, aber für 2 Tage in dieser wahnsinnig tollen Stadt Kazan hat es sich absolut gelohnt!!!!
Noch mehr Fotos könnt ihr euch in den nächsten Tagen im Album anschauen! Viel Spaß!

Wochenende in Kazan Teil 2...

Nach der Parade liefen wir zum schlohweißen Kreml. Der Kazaner Kreml wurde nach Anweisung Iwans dem Schrecklichen auf den Ruinen des ehemaligen Schlosses der Kazaner Khane (Herrscher) gebaut und im Jahr 2000 zum Weltkulturerbe gehörend erklärt. Er beinhaltet viele alte Gebäude, von denen die Kathedrale Mariä Verkündigung als das älteste gilt (erbaut 1554-1562). Kazan (russ. Казань) ist die Hauptstadt der Republik Tartastan, liegt an der Wolga, hat rund 1.130.000 Einwohner und wurde im Jahre 1005 gegründet, zählt also zu den ältesten Städten Russlands. Sie gilt als Zentrum des russischen Islam.
 








 Der Spasski-Turm (links) und die Kathedrale (rechts). Es war beeindruckend! Ich wusste gar nicht, wo ich hinschauen sollte! Und noch dazu perfektes Wetter! Es waren um die 28°C und ich fühlte mich wie im Urlaub. Eines der auffälligsten Wahrzeichen des Kazaner Kremls ist wohl der schiefe Turm Sujumbike, der wahrscheinlich auf die Regierungszeit Peters des Großen zurückgeht.
Wir schlenderten durch den Kreml, schauten uns jede orthodoxe Kirche und Moschee an, zogen uns natürlich immer Kopftücher auf und ließen die Architektur, Schönheit und Atmosphäre der Gotteshäuser der verschiedenen Religionen auf uns wirken! 
























Am meisten beeindruckte mich jedoch die Kul-Sharif-Moschee, die zweitgrößte Moschee Russlands!
Mit der benachbarten Mariä-Verkündigungskathedrale gilt sie als Symbol für das friedliche Zusammenleben der muslimischen und orthodoxen Bevölkerung von Tartastan. Sie wurde auf Erlass von Mintimer Schaimijew, dem Präsidenten Tatarstans, im Kazaner Kreml errichtet und soll ein Denkmal für die 1552 bei der russischen Eroberung von Kazan gefallenen Tataren sein. Nahe dem heutigen Standort befand sich im 16. Jahrhundert die Hauptmoschee des Kazaner Khanats, die 1552 bei der Eroberung Kazans zerstört wurde. Die Neuaufbauarbeiten begannen 1996, am 24. Juli 2005 wurde die Moschee eingeweiht.


Wir gingen hinein und ihre Schönheit nahm mir den Atem!!!!
 
Alles war so freundlich und hell darin, jedes kleine Detail eine Augenweide, ein wunderschöner Teppich unten im Gebetsraum, der ein Geschenk aus dem Iran war. Darüber eine große Gallerie, auf der auch wir standen und wo Platz für weitere 300 Menschen ist. Und im Zentrum, unter der Kuppel dieser riesige Kronleuchter aus buntem Glas, Kristall und Messing, gefertigt in Tschechien. In der Architektur sieht man die Kul-Sharif-Moschee als eine Synthese der meist verbreiteten Elemente in der islamischen Welt sowie in Verbindung mit Stilelementen der russischen orthodoxen Kirche. Ich genoss es, einfach nur da zu stehen und mir alles anzuschauen. Ein riesiges Bauwerk mit einer enorm respekteinflößenden, aber auch warmen und herzlichen Atmosphäre! Wie schon bereits erwähnt, leben in Kazan die Religionen friedlich nebeneinander und das gefiel mir! Ich hatte gerade erst am Freitag mit meinen Englischschülern in der Sprachschule über Religionen geredet und sie fragten mich natürlich, welcher Religion ich angehöre und als ich sagte, ich sei Atheist, waren sie schockiert! Ich bin aber begeistert von der Fülle an verschiedenen Glauben, respektiere sie, bewundere die Hingabe der Menschen zu ihrer Religion und lasse mich gern einmal ein Wochenende in diese Welt entführen. Ich glaube dafür an andere Dinge im Leben und das ist meiner Meinung nach das Wichtigste. Ich bin froh, dass ich diese Moschee bewundern durfte!
Wir schlenderten die wunderschöne Kremlevskaya Uliza entlang, die wie eine leergefegte unechte Stadt wirkte!

Danach ging es zurück auf die Uliza Baumana, die jetzt am Nachmittag zu einer überfüllten Touristenstraße geworden war. Aber es machte Spaß, ich fühlte mich wieder wie letzten Sommer in Moskau: Alles war sauber und ordentlich und voller Leben und Souvenirgeschäfte...
Als wir die Wärme und das Laufen nicht mehr aushielten, entschieden wir uns, uns gemütlich mit ein paar Snacks ans Ufer des Flusses Kasanka zu setzen und den Nachmittag in der Sonne zu genießen.
 
Später verabredeten wir uns mit dem Mädchen, welches Franzi, Julia und Roman am Tag zuvor das letzte Stück nach Kazan mitgenommen hatte: Ella! Sie kam mit zwei Freunden und war total begeistert, weil sie mit uns Englisch sprechen konnte. Sie war gerade vor 2 Monaten von einem längeren Arbeitsaufenthalt in den USA zurückgekommen. Die drei fuhren dann mit uns auf die andere Seite des Flusses, wo noch eine ihrer Freundinnen dazu kam und wir zusammen in einen typisch russischen Vergnügungspark gingen! :-) Wir fuhren zusammen Riesenrad mit einer herrlichen Aussicht auf die Stadt, aßen Eis und unterhielten uns echt sehr nett.

Sie fuhr uns dann sogar wieder auf die andere Seite des Flusses zurück, zum Bahnhof, damit ich mein Zugticket für den nächsten Abend zurück nach Ufa kaufen konnte. Die anderen drei wollten schon am nächsten Morgen zurück nach Ufa trampen. Ich hatte bei meiner Recherche im Internet festgestellt, dass man mit dem Zug 24 Stunden nach Kazan braucht, weil er alle möglichen Umwege fährt, deswegen hatte ich mich für die unbequeme, aber kürzere Reise im Bus entschieden. Aber Franzi und Roman sagten mir dann, dass ich doch auch mit dem Zug bis nach Yanaul zurückfahren könnte (da hätte ich wenigstens ein Bett zum Schlafen im Zug) und dann von dort aus noch ca. 2 Stunden weiter mit dem Bus nach Ufa. Prima! Ticket gekauft, riefen wir unseren Couch-Surfing Gastgeber Ilias an, bei dem wir die Nacht kostenlos auf der Datsche seiner Eltern fast mitten im Stadtzentrum verbringen durften. Er schlug uns ein Picknick mit ein paar seiner Freunde am Flussufer vor. Wir kamen dorthin, es waren bereits ca. 10 Leute da und man empfing uns mit offenen Armen und Neugier sowie unendlicher Gastfreundschaft. Eines der Mädchen hatte Geburtstag und demzufolge auf der Picknick-Decke ein kleines "Büffet" aufgebaut. Sie hatte uns noch nie in ihrem Leben gesehen, aber bot uns sofort völlig selbstverständlich Essen an!
Wir saßen dort ungefähr 2 Stunden, hatten Spaß, unterhielten uns mit den Leuten, genossen die Aussicht auf den Kreml, der im Licht des Sonnenuntergangs wie eine Spielzeugstadt aussah und dann gab es anlässlich des Tages des Sieges noch ein Feuerwerk über der Stadt, das es in sich hatte!!!!
Ein wunderschöner Tag ging zuende, mit diesem hammermäßigen Feuerwerk, das uns noch einmal zeigte, wie sehr die Russen diesen Tag feiern! Schade, dass mein lieber Stefan nicht neben mir stand!!!
Wir fuhren dann zu Ilias' Datsche, mit einigen Umwegen, da die Russen in Partylaune waren, kamen dann aber gegen halb 12 endlich dort an, wo ich völlig erschöpft (da ich ja seit 4 Uhr morgens auf den Beinen gewesen war) ins Bett fiel und die anderen leider ohne mich (aber ich konnte nicht mehr) noch ein paar Würstchen grillten...
Weiter geht es im dritten Teil..