In der Nacht vom Sonntag zum Montag habe ich dann mit Julia, Roman und Antoaneta zu viert in einem Zelt geschlafen, was wirklich geholfen hat, einigermaßen warm zu bleiben, jedoch stand unser Zelt mit etwas Gefälle, sodass ich immer wieder nach unten gerutscht bin und somit mit den Füßen im Schlafsack die Zeltwand berührt habe, wodurch ich EISFÜßE hatte!!!!!! Um halb 10 bin ich dann aufgestanden, Roma war schon dabei, das Feuer wieder zu beleben und nach 10 Minuten Bewegung war ich komplett warm!!! Yippee! Die Sonne schien. Es hatte nur am Tag vorher und ganz früh am Morgen kurz 5 Minuten geregnet. Ansonsten hatten wir wirklich Glück mit dem Wetter! Und das war die Aussicht, wenn man aus dem Zelt stolperte und 5m nach links ging:
Ich wagte den steilen Weg nach unten zum Fluss, um das schmutzige Geschirr vom Abend abzuwaschen. Es kamen alte Paddeltour-Gefühle auf bei dem Versuch, fettige Teller, Schüsseln und Tassen mit kaltem Flusswasser zu reinigen. Da hilft auch das beste Spülmittel nur sehr wenig... :-)
Als wir jedoch aus dem Wald kamen, hatte man von weitem schon eine Aussicht auf die Haltestelle bzw. den Mini-Bahnhof und wir sahen zunächst mit Gelächter und ohne Ernsthaftigkeit, dass es dort schon mächtig voll war! Ich schätze, es standen dort ungefähr 150 Menschen, dreckig, verschwitzt, lustig, Oberkörper frei, Gitarre in der Hand, Rucksäcke auf Haufen, betrunken, rauchend, singend, lachend in der plötzlich glühenden Sonne! Ich kam mir vor wie auf einem Woodstock-Festival!
Sie waren alle Camper vom ersten Maiwochenende und ratet mal, was ihr Ziel war: Sie wollten alle nach Hause! Und ich schätze, der Großteil davon nach Ufa! Schön, dass wir uns am Tag zuvor noch gefreut hatten, dass alle einen Tag eher gekommen waren als wir! Das hinderte sie aber nicht daran, am selben Tag wie wir nach Hause zu wollen! Wir nahmen es ersteinmal mit Humor, legten unsere Rucksäcke ab und warteten...in der Überzeugung, dass "die Bahn" (wer auch immer diese Institution in Russland sein mag...ich glaube nun nicht mehr daran!) mit Sicherheit MEHR ALS NUR EINEN WAGON schicken würde, da sie ja "wissen, dass so viele Menschen heute nach Hause wollen!" Wie auch immer ich oder irgendein anderer auf diesen Gedanken gekommen ist, ist mir bis heute unklar! Pünktlich 25 Minuten zu spät kam GENAU EIN WAGON!!!! Wir dachten erst, das soll ein Witz sein und da kommt noch was, also blieben wir erstmal ruhig, setzten unsere Rucksäcke auf und liefen hin.... Aber es war purer Ernst. Das wurde mir bewusst, als die ersten Menschen zum Zug rannten, um hineinzukommen und sich einen Platz (Stehplatz, versteht sich von selbst) zu sichern!
Als der Zug losfuhr, standen sie endlich auf und es blieben ca. 30 bis 40 Leute zurück, von denen einige zu Fuß losmarschierten, wo auch immer hin, mit ihren riesigen Rucksaäcken und ohne genauen Plan, wie sie nach Hause kommen würden. Wir entschieden uns auf den 21Uhr-Zug nach Belorezk zu warten, was zwar in der falschen Richtung lag, aber von dort aus würde um 23.04 Uhr ein Nachtzug nach Ufa fahren. Ich betete, dass wir ihn schafften, allerdings hätte es auch um 00.30 dort noch einen Nachtbus gegeben. Also ein guter Plan! Wir setzten uns ins Gras ein wenig abseits von der Bahnstation und holten unsere Isomatten und etwas Essen heraus. Ein paar andere Russen kamen vorbei und fragten, was wir denn nun vorhätten. Als sie mitbekamen, dass die Hälfte von uns Ausländer waren, setzten sie sich sofort mit ihrer Gitarre zu uns und fragten uns viele Sachen!!! Es war wieder äußerst interessant, solche neuen Leute kennenzulernen und mit ihnen zu quatschen, auch wenn ich gegenüber Fremden immer eine russische Sprachbarriere habe... Es war jedenfalls ein sehr lustiger Abend und so erschien das Warten auch gar nicht so lang!

Dieser Zug nach Belorezk kam natürlich auch 20 Minuten zu spät, so dass wir dort dann nur noch knappe 10 Minuten zum Tickets kaufen (und die müssen ja persönlich auf jeden einzeln mit Namen ausgestellt werden), Essen und Trinken besorgen und einsteigen hatten. Puuuh! Geschafft! Hier gab es auch kurz Handyempfang, so dass ich dann von Antoanetas Handy eine Sms schreiben konnte!
Wir haben dann noch ein Weilchen im Zug gesessen und ein paar Nudeln gegessen, was getrunken und erzählt, um uns von diesen abenteuerlichen Strapazen etwas zu beruhigen, bevor wir uns dann für 5 Stunden ohne Matratzen und Bettzeug (da wir eigentlich nur Sitzplätze hatten) auf die Liegen legten, um wenigstens etwas Schlaf zu bekommen.
Um 5.30 Uhr morgens kamen wir dann völlig erschöpft, aber auch froh in Ufa an, als es bereits hell wurde und haben dann aufgrund der wenigen Busse um die Uhrzeit noch ca. 1 1/2 Stunden gebraucht, bis wir zu Hause ankamen. Kurze gegenseitige Zeckenkontrolle, dann bin ich von Franzi, Julia und Roman zu mir gelaufen, wo ich noch Aliya traf, die sich gerade auf den Weg zur Arbeit machte und mich fragte, ob wir ein schönes Wochenende hatten. Ich schilderte die Situation kurz, sagte dann gute Nacht und schlief von 8.30Uhr bis 13 Uhr mittags durch. Hier ein kurzer Eindruck auf der Karte, wo wir waren.
Der Maßstab ist 1 : 250 0000 Im Nachhinein sehe ich es als ein wunderschönes Wochenende voller Natur, neuer Entdeckungen, lehrreicher und interessanter Gespräche mit neuen Leuten, Musik, Beisammensein, Schaschlik, Feuer, ein bisschen Wodka und Musik und mit einem wahnsinnigen Abenteuer am Ende, was mir wohl immer in Erinnerung bleiben wird!!!!
krass!
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