Sonntag, 8. August 2010

Australien!

Gut in Melbourne gelandet, Wiedersehen gefeiert. Alles Weitere, was Stefan und ich zusammen erleben, gibt es auf Stefans Blog zu lesen.

Samstag, 7. August 2010

Der Flug

Hey, das ist schon ganz schön cool hier im riesigen Flugzeug, wenn auch lange und man kann nicht richtig schlafen, im Sitzen. Ich seh bestimmt schon aus wie eine Leiche. :-) Und ich beginne, Ufa zu vermissen...wer hätte das gedacht?!
Das Essen: Ich hatte mich ja schon auf chinesisches Essen eventuell mit Stäbchen (bei der Airline Air China) gefreut, aber was ich tatsächlich bekam, war 1000mal besser: Goulash mit Reis, Möhren und....BROKKOLI!!!! Wahnsinn! Ich habe seit 5 Monaten keinen Brokkoli mehr gegessen! Voll lecker! 
Dann ging das Licht aus und so wurden alle Passagiere zum Schlafen gezwungen. Und am nächsten Morgen war ich schon in Peking. Erstmal hat dort niemand so recht gewusst, was er mit mir machen soll, so als Durchreisende. Und dann war es mit dem Englisch bei den meisten vom Flughafenpersonal auch nicht so der Bringer. Das muss man sich mal vorstellen. Chinesisch ist die schwerste Sprache der Welt und das Pekinger Flughafenpersonal spricht kein Englisch!!! Hallo??? Soll ich jetzt auch noch Chinesisch lernen? Russisch reicht wohl nicht, oder was? Naja, irgendwie hab ich mich dann selbst durch die halb chinesisch, halb englisch beschilderten Gänge geschleust, bin durch die Sicherheitskontrolle für Rollstuhlfahrer und geschafft: Im Sicherheitsbereich. Nächste Herausforderung: Frühstückshunger! Mir fiel ein, dass ich ja gar kein chinesisches Geld habe und ich wusste auch nicht, wieviel Euro ein chinesischer Yen sind....super Vorbereitung, Maren! Also bin ich mit Visakarte zum KFC, weil ich dachte, da falle ich wenigstens nicht auf irgendwas rein, aber man sagte mir in äußerst gebrochenem Englisch: ONLY CASH! Also begab ich mich mit knurrendem Magen auf 1/2-stündige Suche nach einem Geldautomaten, wovon es tatsächlich im kompletten Sicherheitsbereich EINEN gab!!! :-) Dann gab es nach heftigem Einsatz von Körpersprache und 27 Yen später einen Frühstücksburger, drei Kartoffelsticks und einen plärrigen O-Saft. Aber ich war satt und außer der mangelnden Englischkenntnisse waren alle sehr nett und hilfsbereit. Nach 8 Stunden des Wartens und zwei Bekanntschaften mit Australiern am Gate ging es weiter von Peking nach Shanghai und dann über Nacht in den Flieger nach Melbourne. Ich hoffe, mein Gepäck findet den Weg von Moskau nach Melbourne irgendwie! Jetzt ist es 4.50 Uhr australischer Zeit und ich schwebe bereits über der roten Wüste irgendwo südlich von Darwin. Der Sternenhimmel über dem Meer war beeindruckend und jetzt gibt es einen tollen Sonnenaufgang. (Leider durch die Glasscheibe ein nicht so perfektes Foto, sehen müsst ihr es trotzdem.) 
Ich habe einen Platz am Fenster ergattert. Ich bin müde, aber es ist unmöglich, länger als 2 Stunden zu schlafen. Ich mag nicht mehr. So ein Flug ist irgendwie doch schon ganz schön lang. Da lob ich mir doch die russischen Züge, wo man ein Bett hat. Die laute chinesische Familie vor mir geht mir auch schon langsam auf den Zeiger. Aber bald hab ich es geschafft. Wir rasen mit einer Geschwindigkeit von 554 Meilen pro Stunde auf Melbourne zu....
....OH MEIN GOTT! NOCH 21 MINUTEN!!!!

Donnerstag, 5. August 2010

Moskau

Wow! Es ist der 05.08. um 19.25 Uhr und ich sitze startbereit für den Flug nach Peking im Flieger. Ich bin schon echt aufgeregt und freue mich jetzt total!!! Moskau war ein voller Erfolg, wenn auch superheiß, nämlich 38°C
und gestern voller Rauch, weil die Waldbrand-Luft in die Stadt gezogen ist.  (Das auf dem Foto ist Moskau bei Tag, KEINE Wolken, sondern Rauch vor der Sonne, was der kleine gelbe Punkt am Himmel ist). Gestern morgen bin ich um 5 Uhr in Moskau angekommen, habe mich mit meinem ganzen Zeug zur Metro gekämpft, um es an einem anderen Bahnhof über Nacht abzugeben. Dort kam ich aus der Metro und hatte erst mal einen Schock, denn die Innenstadt von Moskau war komplett vernebelt vom Waldbrand-Rauch. Und es war auch schwer zu atmen und roch nach Feuer. Ich bekam Angst, dass mein heutiger Flug nicht gehen würde und noch mehr Angst um meine Gesundheit, als ich die ersten Menschen mit Mundschutz herumlaufen sah und hoffte, dass mich diese 1 ½ Tage nicht so stark beeinträchtigen würden. Dann wartete ich auf meine Couch-Surfing-Gastgeberin Sveta, ein sehr nettes, ruhiges Mädchen, Studentin, die mit mir erst mal zu sich nach Hause fuhr, wo ich mich duschen, etwas essen und erst mal ein Stündchen schlafen konnte.
Danach konnte ich in Ruhe die Sehenswürdigkeiten betrachten, die mir in meiner Sammlung von letztem Jahr in Moskau noch fehlten: Den toten Lenin im Mausoläum (was exakt 1 Minute dauerte, weil man von Ruhe gebietenden Polizisten durch das quadratische Gebäude gescheucht wurde…), den Kreml, wo ich ein nettes Pärchen aus Dänemark kennenlernte: Andreas und Nina. Dann bin ich im Alexandergarten spazieren gegangen, wo die Teenager mit Sachen in die Springbrunnen sprangen, weil es so heiß war. Später traf ich mich wieder mit Sveta und ihrer Freundin Olga, die mich ungefähr 3 Stunden durch das Stadtviertel „China Town“ schleppten, wo es exakt EIN chinesisches Gebäude gibt! Wie immer, zum Schmunzeln, aber der Nachmittag war echt super! Ich sah all das, was der gwöhnliche Tourist nie sieht, weil er sich nicht aus dem Stadtzentrum heraus traut.
Abends kochte dann Svetas Mutti Nudeln für uns und wir sahen uns noch einen Film an, obwohl meine Augenlieder auf dem Boden hingen. Gottseidank hatten wir einen Ventilator im Zimmer, es war so unglaublich heiß!
Ich bin heute mit so guter Laune aufgewacht, wie lange nicht, weil mir mein Flug nach Australien bevorsteht. Da Sveta noch was erledigen musste, bin ich alleine zum Izmailovskij Markt gefahren, wo ich unbedingt hin wollte. Er heißt aus einem mir völlig unbekannten Grund „Вернисаж“ („Vernisage“). Es war jedenfalls toll, nicht ganz so bunt, wie Julia versprochen hatte, aber das Handeln hat dafür viel mehr Spaß gemacht, weil nicht viele Leute da waren und man in Ruhe gucken konnte. Ich habe so einige Souvenire erstanden und dabei meine neu gewonnenen Russischkenntnisse gekonnt spielen lassen ;-).
Zum Abschluss traf ich mich wieder mit Sveta im Stadtzentrum, um nahe des Bahnhofes noch einen Kaffee zu trinken (kalter Kakao in meinem Falle). Dann brachte sie mich zum Bahnhof, wir holten mein Gepäck ab und ich bin mit dem Aero-Express zum Flughafen Moskau Sheremetevo gefahren. (Auf dem Foto mein letztes öffentliches russisches Klo...vorerst...) :-)
Jetzt kann es losgehen.

Dienstag, 3. August 2010

Und zack...


 … ich sitze im Zug nach Moskau und habe schon die erste Nacht hinter mir. Gestern Nacht um 00.10 Uhr gab es Abschied am Bahnhof mit vielen Freunden: Tobi, Julia & Roma, Sveta, Julia & Denise und Andrej & Marina! Ich hätte gar nicht gedacht, dass mich doch alle so lieb haben. In der WG haben wir gestern Abend noch eine Flasche Wodka, die ich da lassen musste, geleert (naja, fast…) Die dritte Runde, wie es sich gehört, mit links und auf die Liebe und dann waren wir doch schon ein wenig angeheitert, als Julia und Denise mit dem Auto kamen, um Julia, mich und mein Gepäck zum Bahnhof zu fahren und mich zu verabschieden. Das war echt nett. Denn ich habe doch ganz schön viel Kram bei mir: Trekkingrucksack, Tagesrucksack, Essensbeutel, 5-Liter-Wasserkanister und die Ukulele!
Tobi und Roma sind mit dem Bus gefahren und dann trafen wir uns alle um halb 12 am Bahnhof in Ufa. Ich habe noch lauter schöne Geschenke bekommen!!! Danke, ihr Lieben!
Jetzt sitze ich hier im Zug auf meinem Bett 27, Gottseidank unten, habe gefrühstückt, ausgeschlafen und versuche runterzukommen von dem ganzen Stress der letzten Tage in Ufa. Beim Betrachten der vorbeiziehenden Natur wird mir gerade plötzlich klar, in welchem Land ich mich eigentlich die letzten Monate aufgehalten habe. Zeitweise, muss ich zugeben, habe ich tatsächlich vergessen, das zu schätzen. Die Möglichkeit, Russisch zu lernen, quatschen und die Kultur mit eigenen Augen zu erleben, wird in exakt 2 Tagen vorbei sein. Wahnsinn! Ein weiteres Auslandserlebnis habe ich hinter mich gebracht. Ich fühle mich blutjung und gleichzeitig reich an Erfahrung wie eine alte Babushka. J Das mag durchaus daran liegen, dass die meisten Russen in meinem Alter noch nie das Land verlassen haben … Alles wird sich ändern, wenn ich am Samstag früh australischen Boden betrete und auch, wenn Stefan und ich am 11.Oktober wieder nach Deutschland zurückkehren. Ich habe das Gefühl, dass die Zeit für mich stehengeblieben ist in dem Russland, wo jeder mit dem Handy ins ICQ geht und T-Shirts mit Glitzer-Katzen bedruckt sind, wo auf dem Postamt dumme, sture Menschen arbeiten… Alles bewegt sich schnell, auch mir kamen die letzten Wochen vor, als würden sie nur so dahin fliegen, doch die Zeit davor erschien mir wie klebriger Kaugummi. Und nicht nur die Zeit, auch das russische Lebensgefühl… irgendwie alles ein bisschen anders und langsamer. Plötzlich fand ich mich in Gesprächen über Heirat wieder… mit jungen Russen, die meist noch jünger waren als ich. Dann die Unfreundlichkeit im Servicebereich und öffentlichen Dienst … als würden wir in der Steinzeit leben. Man wird mit Blicken und nicht selten mit Worten dafür bestraft, etwas kaufen zu wollen. Vor etwa 7 Wochen fing man im Supermarkt bei uns um die Ecke an, den Verkäuferinnen einen Satz einzutrichtern, den sie dann auswendig gelernt, aber offensichtlich dessen Bedeutung nicht verstanden haben, wenn sie bei der Aussage „Danke für ihren Einkauf. Kommen Sie wieder.“ klingen, als stünden sie auf einer Beerdigung. Dabei senken sie den Kopf so sehr, als wäre es ihnen peinlich, solch einen Satz zu sagen.
ABER! (Und es gibt immer ein Aber, in jedem Land, auch in meinem so „perfekten“ England und in meinem sehnsüchtig erwarteten Deutschland) Was mir in Russland so unglaublich gut gefällt, ist, dass vieles einfach einfacher geregelt wird als bei uns. Wir wollen zelten: Los, wir setzen uns einfach 5 Stunden in eine Elektritschka und steigen mitten in irgendeiner Natur aus. Wir fahren gegen ein anderes Auto: Naja, lass uns den Kratzer mit einem Tuch abwischen und 300 Rubel, dann brauchen wir auch nicht die Polizei zu rufen. 30 Minuten zu spät zum Termin: Naja, kein Problem, lass uns erst mal einen Tee trinken! J Ich habe bisher kein anderes Volk kennengelernt, das sich freiwillig 28 Stunden in einen Zug setzt, der keine Klimaanlage hat, wo sie dann in kleinen Boxen auf ihren Betten liegen, weil beim Sitzen der Kopf anstößt … und ich mache dabei auch noch mit! Bis auf die Tatsache, dass ich gerade in diesem Moment fast dahin schmelze vor Hitze, gefällt mir das eigentlich. Ich habe das Gefühl, mich nun endlich zu beruhigen. Gestern war ein verrückter Tag! Ich hatte mal wieder ein Schlüsselerlebnis auf dem russischen Postamt und überhaupt haben die Emotionen in den letzten Tagen etwas verrücktgespielt. Abschiede, viel zu erledigen und ich bin einfach völlig fertig und möchte endlich zu Stefan nach Australien! Leider ist das Ganze in den letzten Wochen und Tagen eher in ein „Richtung-Ziellinie-Schleppen“ ausgeartet, statt in wilde Vorfreude. Aber ich bin sicher, die Vorfreude kommt noch und ich muss nun Ufa hinter mir lassen. Ich habe versucht, alle mir gestellten Aufgaben dort zu lösen und jetzt bin ich weg. Das halbe Jahr in Ufa fiel mir hundertmal schwerer als mein Aupair-Jahr in England, aber ich habe jetzt nach 15 Stunden Zugfahrt doch eher gemischte Gefühle. Ich höre wieder russische Musik auf meinem Ipod und muss schmunzeln, ich fühle mich wohl bei russischer Musik im Ohr, durch die russische Natur rasend. Die ganze Zeit in Ufa konnte ich diese Musik nicht ertragen und habe nur englische oder deutsche Musik gehört, außer natürlich bei Lagerfeuerabenden… Live-Gitarre ist ja auch was ganz anderes! Hach, ist es nicht wie so oft? Man weiß die Dinge erst wieder zu schätzen, wenn sie nicht mehr da sind. Ich denke, mit der Sehnsucht nach Stefan und den ungewöhnlichen Lebensbedingungen (Russland ist nun mal nicht Deutschland) habe ich es einigermaßen gemeistert. Und mein Russisch ist auch echt gut geworden!!! Ein Traum geht zuende… Es war ein Traum, manchmal ein Alptraum, aber auf jeden Fall eins von beiden. ;-)