Samstag, 6. März 2010

Aufregende Woche!

So, da ich jetzt seit Donnerstag Abend endlich wieder Internet habe, kommt nun  ein langer Blogeintrag: Also, Aliya (meine Vermieterin) hat am Samstag jemanden da gehabt, der ihr Ufanet angeschlossen hat und dann hat sie es am Dienstag für März bezahlt und als wir dann das Kabel angeschlossen und das Passwort eingegeben haben, ging es trotzdem nicht. Da war ich natürlich erstmal geknickt. Als sie bei Ufanet anrief, wussten die dort auch nicht so richtig, wie sie ihr helfen können. Und sie hat einen Freund angerufen, der sich da wohl „ein bisschen auskennt“ und der sollte dann "irgendwann" mal kommen. (Typisch russisch eben) Ich habe also daraufhin Dienstag und Mittwoch Abend bei Franzi verbracht, um wenigstens meine Emails zu lesen. Ganz nebenbei habe ich mich aber diese Woche trotzdem ganz wunderbar in meinem neuen Zimmer eingerichtet und angefangen, mich wohlzufühlen! Ich wohne im Erdgeschoss, was im Sommer bestimmt gut ist, weil es dann nicht so heiß hier drin wird. Mein Zimmer wirkt sehr groß, ich habe (wie schon gesagt) zwei Schränke, einen Schreibtisch, zwei Betten (von denen ich eines zur "Couch" gemacht habe) und einen sehr alten weiß lackierten Holztisch, von dem die Farbe abblättert, was ihn sehr antiquarisch aussehen lässt. Diesen habe ich dann am Dienstag erstmal mit meiner Nagelpfeile bearbeitet, da er mit dreckigen, angekniesterten Flecken übersäht war. Jetzt sieht er richtig schick aus und ist zu meinem Schminktisch geworden! Die Wohnung ist für russische Verhältnisse sehr modern und auch sehr zum Wohlfühlen geeignet, wenn man sie sauber hält (woran ich diese Woche auch erstmal gearbeitet habe)! Ich habe die Küche und das Bad geputzt, sowie den Boden gewischt. Ich halte auch meine Zimmertür immer geschlossen, denn sonst fühlen sich die zwei penetranten Katzen Kathrin und Chanel sofort eingeladen, mal auf meinem Bett vorbeizuschauen und mir als Andenken ein paar Haare dazulassen. Da steh ich natürlich nicht so drauf! Aliya hat es scheinbar nicht so mit der Sauberkeit, und so denke ich mir, wenn ich es sauberer haben will, muss ich selber ran! (Besonders mit haarigen Tieren im Haushalt) Aber im Großen und Ganzen ist es echt angenehm und ich freue mich total, dass ich jetzt abends die Tür zumachen und Privatsphäre haben kann. Aliya ist zwar etwas durchgeknallt, aber eigentlich sehr nett! Und hier sind ein paar Eindrücke aus der Wohnung:
 
 Ich habe mir auch noch eine große Landkarte der „Rossiskaya Federazia“ (Russische Föderation) gekauft (für umgerechnet 2,30Euro oder so) und einen neuen, nicht zerknitterten und zerissenen Stadtplan von Ufa, die habe ich zur Deko als Poster an die Wand gehängt und natürlich auch, damit ich jeden Tag sehe, wo welche interessanten Städte in Russland sind und dass ich ein paar Ideen bekomme, wo ich im Juli überall hin will!
  Mitte der Woche habe ich mir dann Hilfe organisiert: Hilfe klingt übrigens gut in meinen Ohren! Hier in Russland habe ich schon gelernt, dass ein leichtes Erwähnen oder ein Wink mit dem Zaunpfahl (wie in Deutschland üblich) nicht ausreichen! Hier muss man tatsächlich um Hilfe bitten und das wollen die Russen auch so. Sie wollen helfen, wo es nur geht, aber man muss sie fragen. So habe ich jetzt Danil mobilisiert: Denn sein Kumpel Seresha soll wohl ein Computer-Genie sein und ich habe Danil gebeten, ob die beiden nicht nach der Uni mal vorbeikommen können auf eine Tasse Tee und sich mein Internet-Problem anschauen können.
Ich hatte mir dann schon überlegt, vielleicht einen Maschrootisator zu kaufen (zu Deutsch bzw. Englisch: einen Rooter), wo man mit WLAN ins Internet kann. Doch dann kam der junge Mann von Ufanet am Donnerstag wie ein Engel vom Himmel geschickt und hat es tatsächlich geschafft, die restlichen Fehler noch zu beseitigen, so dass ich voller Freude fasst in die Luft gesprungen bin, als der Internet-Explorer plötzlich funktionierte! Währenddessen saß er ganz ruhig da (wie Informatiker so sind) und meinte ganz leise: "Вот, всё работает." ("Bitteschön, funktioniert alles.") Wir zwei Frauen hingegen haben uns natürlich ein zweites Loch in den Hintern gefreut!
Ich muss euch außerdem noch von meinem SUPER-MITTWOCH erzählen: Ich war wieder in meinem Lückentext-Seminar und musste erneut durch eine harte Schule gehen. Die Lehrerin kam ewig nicht. Dann kam eine andere Frau, stellte sich mit sehr strengem Blick vorne hin und sagte uns, dass unsere Lehrerin entweder später oder gar nicht käme und wir sollen ein Blatt nehmen, unseren Namen daraufschreiben, die Bücher zuschlagen und alles aufschreiben, was wir über Partizipien wissen!!!! AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHH!!!! HILFE!!!! Ich drehte mich ersteinmal um und fragte die Russen hinter mir, ob ich das richtig verstanden hätte und das ernst gemeint war. Sie meinten, ja natürlich, und ich musste fürchterlich lachen, weil es einfach auch wirklich lächerlich war, zumindest für mich, die ein solch stark verschultes Uni-System nicht gewöhnt ist! In Deutschland würde in der Uni niemand auf so eine Idee kommen, einfach so mitten im Semester einen Test zu schreiben! Ich dachte mir: Welcome to Russia! und während ich so lachte und noch nicht wirklich den Ernst der Lage erkannte, schaute mich die Frau böse an und sagte mir, ich solle schreiben! Da musste ich noch mehr lachen, aber ich schrieb dann und dachte: Ganz ruhig, Maren, du kannst hier nirgendwo wirklich echt durchfallen! Kein Problem. Schreib einfach irgendwas! Also schrieb ich einfach alles auf, was ich wusste und als plötzlich unsere Lehrerin kam, nahm sie meinen Zettel und meinte: "Hast du das zu Hause geschrieben?" Ich: "Nein, jetzt grade, bei der Aufgabe." Sie las ihn sich durch, schmunzelte über einige Fehler und meinte dann mit einem stolzen Lächeln: "Молодец Maren!"(Gut gemacht!)
Dann schaute sie die 6 Chinesen an, die von diesem Test nichts mitbekommen, die ganze Zeit dagesessen und an ihren elektronischen Wörterbüchern gefummelt hatten und meinte in barschem Ton: "Warum seid ihr denn immer noch hier? Ich habe euch doch letzte Woche gesagt, ihr sollt nicht mehr kommen. Geht jetzt und nehmt Einzelunterricht!" Sie hat die Chinesen wahrhaftig rausgeschmissen!!!! Dann meinte sie: "Unsere Maren darf bleiben, weil sie viel mehr als ihr weiß und besser Russisch spricht! Mit ihr kann ich hier was anfangen!" Könnt ihr euch das vorstellen?????? Ich fühlte  mich einerseits total schlecht, denn das grenzte für mich an Rassismus, andererseits habe ich mich innerlich vor Lachen fast zerfetzt, weil mein Russisch erstens gar nicht so gut ist und sie zweitens so tut, als wäre es allein ihr Verdienst, dass ich Russisch spreche!  Dann mussten wir noch Übungen machen  und beim Abgeben des Zettels sagte ich ihr, dass die Sätze schön klingen, wofür sie mir ein riesengroßes Lächeln schenkte!!!! (Alles eine Sache des Menschelns!!!) Ich glaube, ich habe meine Lieblingslehrerin in der БГУ (Baschkirisch Staatliche Universität) gefunden! ;-)
Dann hat mich Danil abgeholt und in die Deutschfakultät gebracht, wo ich (was ich natürlich vorher nicht wusste) plötzlich Deutschlehrerin für ca. 10 Deutsch lernende russische Studenten spielen sollte. Danil hat mich dann erlöst und einen Stuhlkreis vorgeschlagen, so dass wir knapp 90 Minuten zusammensaßen und ich in meinem besten Hochdeutsch auf die Fragen der Studenten antwortete und mich mit ihnen nett unterhielt. Die Lehrerin war begeistert und wollte gleich meine Emailadresse haben! 
Dannach hat mich Albina zusammen mit einem Mann abgeholt (also wir haben bei ihm im Auto gesessen), dem ich helfen sollte: Seine Tochter ist knapp 2 Jahre alt und mit Herzfehler geboren. Sie hat schon 2 Operationen in Deutschland hinter sich und jetzt steht die dritte bevor, dafür haben sie überall Bewerbungen an deutsche Stiftungen für herzkranke Kinder geschickt und ich sollte die Stiftungen anrufen, von denen noch keine Rückantwort kam. Albina und ich haben es ihm dann übersetzt. Er hat uns dann als Dankeschön sogar noch nach Hause gefahren. Das tut mir natürlich sehr leid, denn das arme Kind hat wohl noch einen langen Leidensweg vor sich und da hoffe ich natürlich, dass ich helfen konnte. 
Dieses Wochenende ist bei uns ein langes, denn am 8. März ist internationaler Frauentag. Allerdings wird das hier gefeiert wie wild! Überall in der Stadt und auch in der Uni hängen Plakate zur Gratulation zum Frauentag. Selbst gestern, am 5.März wurde sich schon gegenseitig gratuliert und auf den Feiertag angestoßen. Die Dozenten lassen einen früher nach hause gehen, geben (gnädigerweise) keine Hausaufgaben auf :-) und auch Aliya hat schon Blumen und Pralinen auf dem Küchentisch stehen, die sie auf Arbeit geschenkt bekommen hat. Also habe ich begonnen, bei diesem Hype mitzumischen und für Aliya eine Kleinigkeit gekauft, die ich ihr am Montag schenken werde. Schließlich wohne ich bei ihr und ich habe mittlerweile das Gefühl, dass es hier zum guten Ton gehört, sich kleine Aufmerksamkeiten zum Frauentag zu schenken!
Ich habe mir für dieses Wochenende außerdem vorgenommen, mal einen langen Spaziergang am Fluss zu machen, und zwar alleine, damit ich meine Ruhe haben und es genießen kann. Ich fahre dort jeden Tag mit dem Bus vorbei und denke mir immer: "Hier möchte ich mal gerne aussteigen und spazieren gehen!" Aber es ist nie Zeit, also werde ich das am Montag tun und schöne Fotos machen, wenn das Wetter gut ist!
Ich habe so leicht das Gefühl, dass hier der Frühling laaaaaaaaaaangsam beginnt. Man kann mittlerweile schon kurzzeitig ohne Mütze und Handschuhe laufen. Überall sind Fußwege gesperrt, weil auf den Dächern Männer den Schnee herunterkehren. Ich habe auch schon drei Lastwagen gesehen, die den Schnee aus der Stadt heraustransportieren. Ich kann mir vorstellen, dass es im Stadtzentrum sonst eine einzige Hochwasserkatastrophe gäbe, wenn das Tauwetter kommt. Es tropft auch schon überall von den Dächern, tagsüber zumindest. Nachts gefriert alles wieder. Aliya und ihre Freundinnen haben mir heute gesagt, dass der Schnee wahrscheinlich mitte April weggeschmolzen sein wird und dann endlich Frühling ist. Verlassen kann man sich aber dennoch nicht darauf, da es wohl auch schon Jahre gab, als der Schnee bis Ende Mai lag. :-( Ich hoffe, so lange müssen wir nicht warten! Winter, alles schön und gut, aber langsam reicht es mir eigentlich und ich möchte SOMMER!!!!!! :-) 

1 Kommentar:

  1. Siehst du Maren,jetzt gibt es auch Lehrer,die dich mögen und wissen,was du kannst und wie du dich bemühst.So ,wie es in den Wald reinruft,so schallt es eben auch wieder heraus.Freut mich auch,dass du dich für das kleine Mädchen einsetzt.Bist eben eine gaaaanz liebe.Wir freuen uns auch schon auf den Frühling aber es dauert und dauert.Aber ,die Gefühle sind schon da,hi,hi..Bussi bis später

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