Donnerstag, 13. Mai 2010

Wochenende in Kazan Teil 2...

Nach der Parade liefen wir zum schlohweißen Kreml. Der Kazaner Kreml wurde nach Anweisung Iwans dem Schrecklichen auf den Ruinen des ehemaligen Schlosses der Kazaner Khane (Herrscher) gebaut und im Jahr 2000 zum Weltkulturerbe gehörend erklärt. Er beinhaltet viele alte Gebäude, von denen die Kathedrale Mariä Verkündigung als das älteste gilt (erbaut 1554-1562). Kazan (russ. Казань) ist die Hauptstadt der Republik Tartastan, liegt an der Wolga, hat rund 1.130.000 Einwohner und wurde im Jahre 1005 gegründet, zählt also zu den ältesten Städten Russlands. Sie gilt als Zentrum des russischen Islam.
 








 Der Spasski-Turm (links) und die Kathedrale (rechts). Es war beeindruckend! Ich wusste gar nicht, wo ich hinschauen sollte! Und noch dazu perfektes Wetter! Es waren um die 28°C und ich fühlte mich wie im Urlaub. Eines der auffälligsten Wahrzeichen des Kazaner Kremls ist wohl der schiefe Turm Sujumbike, der wahrscheinlich auf die Regierungszeit Peters des Großen zurückgeht.
Wir schlenderten durch den Kreml, schauten uns jede orthodoxe Kirche und Moschee an, zogen uns natürlich immer Kopftücher auf und ließen die Architektur, Schönheit und Atmosphäre der Gotteshäuser der verschiedenen Religionen auf uns wirken! 
























Am meisten beeindruckte mich jedoch die Kul-Sharif-Moschee, die zweitgrößte Moschee Russlands!
Mit der benachbarten Mariä-Verkündigungskathedrale gilt sie als Symbol für das friedliche Zusammenleben der muslimischen und orthodoxen Bevölkerung von Tartastan. Sie wurde auf Erlass von Mintimer Schaimijew, dem Präsidenten Tatarstans, im Kazaner Kreml errichtet und soll ein Denkmal für die 1552 bei der russischen Eroberung von Kazan gefallenen Tataren sein. Nahe dem heutigen Standort befand sich im 16. Jahrhundert die Hauptmoschee des Kazaner Khanats, die 1552 bei der Eroberung Kazans zerstört wurde. Die Neuaufbauarbeiten begannen 1996, am 24. Juli 2005 wurde die Moschee eingeweiht.


Wir gingen hinein und ihre Schönheit nahm mir den Atem!!!!
 
Alles war so freundlich und hell darin, jedes kleine Detail eine Augenweide, ein wunderschöner Teppich unten im Gebetsraum, der ein Geschenk aus dem Iran war. Darüber eine große Gallerie, auf der auch wir standen und wo Platz für weitere 300 Menschen ist. Und im Zentrum, unter der Kuppel dieser riesige Kronleuchter aus buntem Glas, Kristall und Messing, gefertigt in Tschechien. In der Architektur sieht man die Kul-Sharif-Moschee als eine Synthese der meist verbreiteten Elemente in der islamischen Welt sowie in Verbindung mit Stilelementen der russischen orthodoxen Kirche. Ich genoss es, einfach nur da zu stehen und mir alles anzuschauen. Ein riesiges Bauwerk mit einer enorm respekteinflößenden, aber auch warmen und herzlichen Atmosphäre! Wie schon bereits erwähnt, leben in Kazan die Religionen friedlich nebeneinander und das gefiel mir! Ich hatte gerade erst am Freitag mit meinen Englischschülern in der Sprachschule über Religionen geredet und sie fragten mich natürlich, welcher Religion ich angehöre und als ich sagte, ich sei Atheist, waren sie schockiert! Ich bin aber begeistert von der Fülle an verschiedenen Glauben, respektiere sie, bewundere die Hingabe der Menschen zu ihrer Religion und lasse mich gern einmal ein Wochenende in diese Welt entführen. Ich glaube dafür an andere Dinge im Leben und das ist meiner Meinung nach das Wichtigste. Ich bin froh, dass ich diese Moschee bewundern durfte!
Wir schlenderten die wunderschöne Kremlevskaya Uliza entlang, die wie eine leergefegte unechte Stadt wirkte!

Danach ging es zurück auf die Uliza Baumana, die jetzt am Nachmittag zu einer überfüllten Touristenstraße geworden war. Aber es machte Spaß, ich fühlte mich wieder wie letzten Sommer in Moskau: Alles war sauber und ordentlich und voller Leben und Souvenirgeschäfte...
Als wir die Wärme und das Laufen nicht mehr aushielten, entschieden wir uns, uns gemütlich mit ein paar Snacks ans Ufer des Flusses Kasanka zu setzen und den Nachmittag in der Sonne zu genießen.
 
Später verabredeten wir uns mit dem Mädchen, welches Franzi, Julia und Roman am Tag zuvor das letzte Stück nach Kazan mitgenommen hatte: Ella! Sie kam mit zwei Freunden und war total begeistert, weil sie mit uns Englisch sprechen konnte. Sie war gerade vor 2 Monaten von einem längeren Arbeitsaufenthalt in den USA zurückgekommen. Die drei fuhren dann mit uns auf die andere Seite des Flusses, wo noch eine ihrer Freundinnen dazu kam und wir zusammen in einen typisch russischen Vergnügungspark gingen! :-) Wir fuhren zusammen Riesenrad mit einer herrlichen Aussicht auf die Stadt, aßen Eis und unterhielten uns echt sehr nett.

Sie fuhr uns dann sogar wieder auf die andere Seite des Flusses zurück, zum Bahnhof, damit ich mein Zugticket für den nächsten Abend zurück nach Ufa kaufen konnte. Die anderen drei wollten schon am nächsten Morgen zurück nach Ufa trampen. Ich hatte bei meiner Recherche im Internet festgestellt, dass man mit dem Zug 24 Stunden nach Kazan braucht, weil er alle möglichen Umwege fährt, deswegen hatte ich mich für die unbequeme, aber kürzere Reise im Bus entschieden. Aber Franzi und Roman sagten mir dann, dass ich doch auch mit dem Zug bis nach Yanaul zurückfahren könnte (da hätte ich wenigstens ein Bett zum Schlafen im Zug) und dann von dort aus noch ca. 2 Stunden weiter mit dem Bus nach Ufa. Prima! Ticket gekauft, riefen wir unseren Couch-Surfing Gastgeber Ilias an, bei dem wir die Nacht kostenlos auf der Datsche seiner Eltern fast mitten im Stadtzentrum verbringen durften. Er schlug uns ein Picknick mit ein paar seiner Freunde am Flussufer vor. Wir kamen dorthin, es waren bereits ca. 10 Leute da und man empfing uns mit offenen Armen und Neugier sowie unendlicher Gastfreundschaft. Eines der Mädchen hatte Geburtstag und demzufolge auf der Picknick-Decke ein kleines "Büffet" aufgebaut. Sie hatte uns noch nie in ihrem Leben gesehen, aber bot uns sofort völlig selbstverständlich Essen an!
Wir saßen dort ungefähr 2 Stunden, hatten Spaß, unterhielten uns mit den Leuten, genossen die Aussicht auf den Kreml, der im Licht des Sonnenuntergangs wie eine Spielzeugstadt aussah und dann gab es anlässlich des Tages des Sieges noch ein Feuerwerk über der Stadt, das es in sich hatte!!!!
Ein wunderschöner Tag ging zuende, mit diesem hammermäßigen Feuerwerk, das uns noch einmal zeigte, wie sehr die Russen diesen Tag feiern! Schade, dass mein lieber Stefan nicht neben mir stand!!!
Wir fuhren dann zu Ilias' Datsche, mit einigen Umwegen, da die Russen in Partylaune waren, kamen dann aber gegen halb 12 endlich dort an, wo ich völlig erschöpft (da ich ja seit 4 Uhr morgens auf den Beinen gewesen war) ins Bett fiel und die anderen leider ohne mich (aber ich konnte nicht mehr) noch ein paar Würstchen grillten...
Weiter geht es im dritten Teil..

3 Kommentare:

  1. Liebe Maren!Diese Stadt scheint ja sehr schön und beeindruckend zu sein.Ganz besonders gefällt mir auch das Feuerwerk.Wenn Stefan auch nicht bei dir war,ich glaube,für dich war das ein super Erlebnis und ihr beide habt euch dann in Australien wahnsinnig viel zu erzählen...das ist doch auch was

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  2. Wirklich sehr cool! Das macht ja echt Lust noch mehr von Russland zu sehen!
    Die Stadt sieht echt aus wie eine LEGO-Stadt und man kann irgendwie nicht so recht glauben, dass es sich wirklich um eine richtige Stadt handeln soll...
    Das Feuerwerk sieht ja bereits auf dem Fotos sehr beeindruckend aus. Ich kann mir vorstellen wie es dann wohl in Nutura gewesen seien muss...

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  3. wahnsinn...es liegt gar kein schnee! wenn es nicht die gleiche moschee wäre, von der ich auch ein sehr ähnliches bild habe, sowie einige andere denkmäler einen wiedererkennungseffekt auslösen würden, hätte ich den eindruck, ich wäre damals im winter nicht in kazan gewesen....verrückt...

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